“Das ist unmöglich!”

Als meine Tochter zum zweiten Mal den 4. Platz bei der Weltmeisterschaft in Jazz und Modern Dance gewann, hatte ich Freudentränen, meine Tochter weinte aus Enttäuschung.

Bereits im Flieger unterwegs nach Hause – meine Tochter immer noch zu Tode betrübt – sagte sie etwas, was ich nie vergessen werde: „Mama, hilf mir den ersten Platz bei der WM zu gewinnen.“ Meine erste Reaktion im Kopf: „Das ist unmöglich, die anderen sind so gut, das ist fast unerreichbar, also schmink dir das ab. Und eigentlich will ich, dass du endlich im Tanzen kürzertrittst und auch mal mehr Zeit für Freunde und Langeweile hast. Ich habe keine Lust mehr auf diese ewigen Fahrten quer durch Europa und diese nicht enden wollenden Turniere“, doch ich hielt inne. „Wie kann ich dir helfen?“ fragte ich sie und wollte es wirklich wissen, denn ich verstand ihren Schmerz sehr gut.

Meine Tochter wollte lediglich mein commitment und so viele Trainingsstunden, wie sie es selbst für richtig hielt. Das war eine Überwindung für mich, denn auch die Schule hat bei uns in der Familie einen zentralen Stellenwert. Doch ich stimmte zu: „In Ordnung, ich helfe dir“. Nach der WM war vor der WM und mein Mann, unsere Tochter und ich begannen unser Projekt „Go for Gold!“. Ich muss gestehen, es war das Ziel, aber es war nicht unsere (von meinem Mann und mir) Absicht, denn uns faszinierte der Weg, den unsere Tochter ging. Ob sie die WM tatsächlich gewinnen würde, war uns beiden ziemlich egal, wir fürchtete keine Niederlage und hatten nichts zu verlieren, sondern würden in jedem Fall an Erfahrung reicher werden.

Rahmenbedingungen schaffen

An einer sehr engagierten Trainerin hat es nicht gefehlt. Und so versorgte die Trainerin unsere Tochter mit Trainingsvolumen und Choreografien im Tanzen und wir mit meinem Mann kümmerten uns um möglichst günstige Rahmenbedingungen.

Ich organisierte die Trainingsstunden und sorgte für die Entlastung meiner Tochter, wo ich nur konnte, damit sie Zeit zum Essen und für die Hausaufgaben bekam. Geburtstage der Freundinnen interessierten unsere Tochter herzlich wenig, denn sie hatte ihre Wochenenden in den Turnhallen verbracht. Sie kam auf etwa bis zu 30 Stunden Training in der Woche und das neben ihren schulischen Verpflichtungen, die sie mit Bravour leistete. Sie hatte ein ganz festes Ziel und wir nahmen sie total ernst.

Mein Mann erstellte für sie ganz individuelle Trainingspläne, von denen die Trainerin nichts wusste. So wurde nach dem Tanztraining noch gejoggt und vor dem Tanztraining Krafttraining gemacht. In ganz enger Zusammenarbeit mit unserer lieben Physiotherapeutin, die auf Leistungssportler spezialisiert ist und als Sportphysiotherapeutin des Deutschen Olympischen Sportbundes bereits seit vielen Jahren die Eiskunstlauf-Nationalmannschaft betreut, wurde unsere Tochter mit Übungen versorgt, die sie vor Verletzungen bei Dauerbelastungen schützen würden.

Ich spielte Taxi, fuhr unser Mädel zum Training, danach zum Physiotherapeuten für Massagen und danach zum Kostümdesigner. Nebenbei coachte ich meine kleine Tanzprinzessin mental, um ihr den Druck rauszunehmen, damit sie das Tanzen weiter genießen kann. Mein Mann stellte ihr für die letzten 4 Wochen vor der WM Schlaf- und Ernährungspläne zusammen, an die sich unsere Tochter ohne Wiederrede hielt. Dabei ging es nicht um Gewichtreduktion, sondern um nährstoff- und vitaminreiche Ernährung, damit der Körper auch bei einer erhöhten physischen und psychischen Belastung gute Unterstützung bekam. Mein Mann und ich sind keine Ernährungs- oder Sportwissenschaftler. Wir kommen aber selbst aus dem Leistungssport und wissen genau, wie sich es anfühlt, wenn man verliert und welchen Sog das oberste Treppchen entwickeln kann.

Aufgeben, gibt’s nicht!

Sie gab den Gedanken nicht ein einziges Mal auf. Mit unmenschlichem Eifer und einer Sturheit, die uns nicht selten in den Wahnsinn getrieben hat, gewann unsere Tochter alle Qualifikationsturniere in Deutschland und holte ein Jahr später Gold bei der Weltmeisterschaft in Jazz und Modern Dance in Polen. In diesem Moment stand meine Zeit ganz still. Während die deutsche Nationalhymne lief und meine Tochter sich ganz oben vor Tränen kaum halten konnte, liefen mir unzählige Bilder der harten Vorbereitung durch den Kopf. „Sie hat es wirklich geschafft!“, ich konnte es echt nicht glauben. „Wie ist das möglich?“ Dieses Mal waren meine Freudentränen ganz andere. Das waren Tränen der Erlösung und der unendlichen Bewunderung. Hut ab, mein kleines Tanz-Wunder! Sie hat uns eine der wichtigsten Lektionen unseres Lebens gelehrt!

Ein Award als „Dancing-Superstar“ und eine goldene Eherennadel des Deutschen Tanzsport Verbandes folgten.

Was dem Erfolg folgt…

Aber was auch folgte, war Neid, Gier und Ausgrenzung. Das sind die engen Verbündeten des Erfolgs. Damit haben wir nicht gerechnet und haben unsere Tochter nicht dafür vorbereiten können. Unsere Tochter wollte nur tanzen, aber die anderen wollten mit ihr Profit machen und sich an ihrem Erfolg bereichern. Wir Eltern haben versucht, sie davor zu schützen, aber unser Kind verweigerte unseren Schutz. Es hat Zeit gebraucht und diese Erfahrung war, wie unsere Tochter es mal selbst gesagt hat, das Beste, was ihr passieren konnte. Sie selbst entschied sich ein Schlussstrich zu ziehen und verließ den Leistungssport. Aber sie verließ nicht ihre Leidenschaft, sie fand für sich ganz neue Wege sich durch das Tanzen auszudrücken, ohne dafür eine Wertung zu erhalten und behielt das Tanzen in ihrem Herzen. Das Trainingspensum hat sich nur minimal verringert. Nächstes Jahr macht sie das Abitur und wahrscheinlich wird es ein Tanzstudium sein, noch weiß sie es nicht ganz genau, denn auch Geschichte, Biologie, zwischendurch auch mal Physik und dann wieder Geografie haben ihre Leidenschaft erobert. Alles ist möglich. Das habe ich definitiv von meiner Tochter gelernt.

Aber ist Erfolg mit Leichtigkeit auch möglich? Bullshit! Das ist ein Märchen, sonst wäre es kein Erfolg! Erfolg ist, wenn wir die Bergspitze mit dem schweren Gepäck aus eigener Kraft erreichen und nicht mit der Bergbahn nach oben gebracht werden. Wer uns Erfolg mit Leichtigkeit verspricht, verspricht uns einen Zehner im Lotto. Die vielen Karrierecoaches, die uns die Leichtigkeit im Erfolg versprechen, meinen entweder nicht den Erfolg oder nicht die Leichtigkeit. Beides passt leider nicht zusammen.

Erfolg und Leidenschaft

Was aber eigentlich mit diesem Slogan gemeint ist, ist Erfolg durch die Leidenschaft! Denn Leidenschaft ist wie eine Droge. Sie lässt uns den Schmerz schneller vergessen und den physischen oder psychischen Stress leichter ertragen.

Wir werden permanent mit Versprechungen konfrontiert, dass uns diese neueste Erfindung, dieses neuste Produkt das Leben vielfach erleichtern würde. Das Smartphone soll uns im Alltag Leichtigkeit bringen, denn wir können von überall her unsere E-Mails empfangen, telefonieren und unsere Geschäfte regeln, orts- und zeitunabhängig und das soll uns enorm viel Zeit ersparen. Glauben Sie immer noch an diese Märchen? Haben Sie das Gefühl, dass Sie mit dem Erwerb Ihres Smartphones nun mehr Zeit haben? Ich behaupte das Gegenteil. Eine E-Mail macht die Kommunikation nicht einfacher, sie macht sie schneller, verbindlicher und in vielen Fällen überflüssiger.

Erfolg ist niemals passiv!

Erfolg ist niemals etwas Passives, sonst fühlen wir uns nicht erfolgreich. Wäre der Erfolg leicht, so würden wir den Erfolg nicht als Erfolg fühlen. Erfolg ist nur die Spitze eines Eisbergs. Die für die Außenwelt unsichtbaren Anteile bestehen aus Projektplanung, aus Versuch und Irrtum, aus Stress und Schmerz, aus Niederlagen und Teilerfolgen, aus Verzweiflung und Trost, aber auch aus Neid und Ausgrenzung.

Was wir Karrierecoaches mit der Leichtigkeit in der Karriere meinen ist eigentlich die Leidenschaft und Intuition! Das sind die Faktoren, die uns fliegen lassen. Die eigentliche Leidenschaft kann uns in einen Flow versetzen, der uns über längere Zeit durch dick und dünn trägt und uns einen Tunnelblick verleiht, der die Zweifel und Niederlagen im besten Fall ausblendet. Wenn wir unsere Leidenschaft im Tun finden, wenn wir beruflich mit unserer Leidenschaft Geld und Anerkennung verdienen, dann fühlt sich die Investition am Ende nicht so schwer an.  Und da kommt die verräterische Leichtigkeit ins Spiel.

Verabschieden Sie sich von der Leichtigkeit, im Sinne von dem Erfolg, der bei Ihnen an der Tür klopft und Ihnen eine Kiste fertig gebrautem Erfolg vor die Füße stellt, den Sie Löffelchen weise, vor dem Einschlafen einnehmen und gut ist.

Glauben Sie auch daran, dass man Englisch im Schlaf lernen kann? Genau, klingt gut, klappt aber nicht. Erfolg kommt von „erfolgen“: also eine „Folge“ von Geschehnissen, von Unternehmungen, vom aktiven TUN.

Mein steiniger Weg zum Erfolg

Ich zähle mich zu den erfolgreichen Menschen. Ich mache, was ich liebe und damit verdiene ich Geld. Eine wahre Erfolgsformel! Aber leicht war es definitiv nicht. Als dreifache Migrantin mich immer wieder beweisen zu müssen, als Mutter mit zwei kleinen Kindern zu promovieren, das sind nur wenige Beispiele meines Erfolgseisbergs. Aber meine Leidenschaften für die Psychologie, für die Forschung, für die Arbeit mit wirklich inspirierenden Menschen, die ich mit meinen Ideen begleiten darf, und die Unterstützung meiner Familie ist meine Droge in schweren Zeiten.

Erfolg wohnt bei mir Zuhause, aber auch er muss gepflegt und ernährt werden, täglich. Und manchmal geht er auch wieder, dann gehe ich ihn wieder suchen und verlasse mich auf meine innere Stimme, die mich vor dem Aufgeben bewahrt.

Erfolg ist abhängig von den Glaubenssätzen

Wenn Eltern bloß aufhören würden, ihre Kinder mit krüppeligen Glaubenssätzen auszustatten: „Es ist möglich, aber…“. So viele Eltern packen ihre Kinder in eine Wattewolke, die sie vor den Stürzen und Niederlagen schützt soll. Aber es gibt keinen Erfolg ohne Fehler und Niederlagen. Und da werden mir alle erfolgreichen Menschen rechtgeben.

Andere hartnäckigen Glaubenssätze, die nicht nur das Handeln und Träumen unserer Kinder vergiften, sondern auch viele meiner Kunden ungemein blockieren lässt und handlungsunfähig macht, sind: „Lass die Idee, dieser Beruf hat keine Perspektive! Oder: „Damit kannst du eh kein Geld verdienen!“ Wie oft stecken meine Kunden in einer Zwickmühle, weil sie einen Beruf ausübten, von dem die Eltern überzeugt waren, dass es für das eigene und das Ansehen ihres Kindes das Richtige sei. Vielleicht werden diese Menschen auch erfolgreich, aber zu welchem Preis? Am schönsten, gesündesten und somit auch am nachhaltigsten ist ein Erfolg nur in Verbindung mit der eigenen Leidenschaft, die einen Menschen zu Höchstleistungen treibt.

Leichtigkeit im Karriere-Coaching

„Lassen Sie uns etwas Leichtigkeit in die Sache reinbringen“, hören meine Kunden mich das Wort „Leichtigkeit“ benutzen. In meinem Karrierecoaching ist es für mich ganz zentral, dass meine Kunden eine klare Sicht auf ihre Perspektiven und Möglichkeiten gewinnen. Dies geschieht durch die absolut wertfreie Produktion, Strukturierung und Erweiterung der Ideen. Die Leichtigkeit kommt aus dem Gefühl, alle Glaubenssätze fortziehen zu lassen und sein ganzes Potenzial voll ausschöpfen zu können. Eine klare Sicht ermöglicht eine Planbarkeit und ein gezieltes Handeln. Es gilt eine intrinsische (von innen heraus) Motivation zu erwecken, die nur aus der Leidenschaft für bestimmte Bereiche und Tätigkeiten entstehen kann. Aber handeln müssen meine Kunden schon selbst. Denn erst im Selbsttun, in der sogenannten Selbstwirksamkeit, entsteht Mut und das Gefühl etwas Großes erreicht zu haben und das sind die wichtigsten Zutaten für den Erfolg.